ADHS ist häufiger?

2 Antworten

Hallo Ylvietherian,

deine Beobachtung teile ich auch. Ihr können mehrere Dinge zu Grunde liegen:

  1. Mehr korrekte Diagnosen: Die Diagnose ist nun in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt - auch von Fachpersonal. Es wird mehr auf ADHS untersucht und dann auch entsprechend häufiger richtig erkannt. Das ist sehr wichtig für die Betroffenen.
  2. Mehr (falsche) Selbstdiagnosen: Wenn dir jemand begegnet, der ADHS behauptet zu haben, wäre erstmal wichtig, zu unterscheiden, ob es tatsächlich eine offiziell bestätigte Diagnose ist - oder eine Selbstdiagnose à la TikTok oder Instagram. Viele denken, weil sie mal Konzentrationsstörungen haben, etwas tagträumen, unterausgelastet sind und viel zappeln oder auf langweilige Sachen keinen Bock haben, sie hätten ADHS. Spoiler: Haben sie nicht - diese Dinge sind vollkommen normal.
  3. Mehr falsche Fachdiagnosen: Es werden auch ADHS-Diagnosen vergeben, obwohl die Betroffenen kein ADHS haben. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Erst einmal kann ein Arzt/Psychologe schlichtweg falsch liegen. ADHS-Symptome treten auch bei anderen psychischen Störungen auf, zum Beispiel bei Traumafolgestörungen oder manchen Persönlichkeitsstörungen. Borderline und ADHS in der Praxis auseinanderzuhalten, ist manchmal gar nicht so einfach! Des Weiteren werden manchmal aber auch ganz bewusst Falschdiagnosen vergeben. Das hat etwas mit der Zulassung und Kostenübernahme von Medikamenten zu tun. Schon lange gibt es Hinweise darauf, dass ADHS-Medikamente auch bei Depressionen, PTBS oder Angststörungen helfen können. Wenn man aber keine ADHS-Diagnose stellt, kann man die Medikamente nicht einfach verschreiben, weil sie unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Entsprechend wird manchmal bewusst eine Falschdiagnose vergeben, damit die Patienten von dem Medikament profitieren können. Das sollte aber dem Patienten transparent gemacht werden.

So, das war jetzt etwas kompliziert, aber ich hoffe, ich konnte es gut erklären :)

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie

Nein ist nicht häufiger geworden, es wird mittlerweile mehr darauf fokusiert worden und es gibt die Diagnosen dazu, früher war das ganz einfach gesagt als Trottel bezeichnet, heute gibt es die Diagnosen


Ylvietherian 
Fragesteller
 17.05.2024, 21:53

Aber liegt die Diagnose immer richtig, oder wir ab und zu viel zu voreilig ein Krankheitsbild erstellt, dass bei 3/300 Patienten völlig übertrieben ist?

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FrauEule  17.05.2024, 21:57
@Ylvietherian

Naja es müssen einige Beeinträchtigungen gegeben sein und natürlich müssen diese auch länger wie 6 Monate vorliegen, ich kann nicht dagen ob ein Arzt/Psychologe eine falsche Diagnose schreibt oder nicht. Sollte nicht sein🤷‍♀️

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